Zen ist die größte Lüge aller Zeiten

Sich selbst finden und das eigene Leben schöpfen


Wenn du den Buddhaweg zu deiner eigenen Frage machst, wirst du erkennen, dass er sich jeden Tag ändert. Wie soll ich den ewigen Weg in diesem Augenblick, in diesem Fall, beschreiten? Wir müssen in jedem Augenblick neu aufwachen, jeden Augenblick von Neuem praktizieren.
Wer weiß schon, ob ich morgen noch leben werde? Wer erinnert sich noch an gestern? Was wirklich wichtig ist, ist was ich in diesem Moment tue. Meine Füße müssen hier so fest auf dem Boden stehen, dass durch sie mein ganzer Leib in der Erde verankert ist.
Der Wert eines Menschen richtet sich nicht nach seinem Monatsgehalt. Was ist dann aber der wahre Wert eines Menschen? Wenn du nach ihm suchst, musst du erst einmal dich selbst finden. Wenn sich einer auf diese Suche begibt, dann hat er damit bereits das größtmögliche Glück für einen Menschen gefunden. Mit sich selbst vertraut werden - was könnte größer sein als das?


Der Sawaki braucht einfach nur der Sawaki zu sein


Als ich noch ein kleiner Handlanger im Eiheiji war, saß ich einmal alleine in der halbdunklen Halle in Zazen. Als die alte Küchenfrau, die mir gewöhnlich bei der Arbeit übel zusetzte, das zufällig sah, warf sie sich unwillkürlich nieder und verbeugte sich vor mir, so als sei ich der Buddha persöhnlich. Diese Erfahrung hat mein Leben bestimmt. Hier habe ich gemerkt, dass ich Zazen mein ganzes Leben lang üben muss: "In Zazen steckt etwas, das selbst diese Alte dazu zwingt, sich niederzuwerfen... Ich weiß nicht warum, aber Zazen ist wertvoller, als ich es mir überhaupt vorstellen kann." Auf diese Weise habe ich mein ganzes Leben für den Weg des Zazen gelebt. Ich bin dankbar dafür, das Mönchsgewand zu tragen und in Zazen sitzen zu können.
Mir geht es in meinem Leben nicht darum, die höchste Wahrheit zu predigen oder über die tiefsten Gedanken zu meditieren. Ich folge einfach geradeaus der Lehre von Buddhas und Patriarchen und sitze. Mit achtzehn wurde mir klar, dass es nichts Wertvolleres geben kann als ein Leben für Zazen.
Ich bin dankbar für alles in diesem Leben: Dafür, dass ich in Armut geboren wurde, dafür, dass meinen Eltern früh gestorben sind, dafür, dass ich von Zuhause weglief und im Eiheiji alles mögliche miterlebt habe. Dankbar dafür, dass ich heute, so wie eine Blume, die der Sonne entgegen wächst, mein ganzes Wirken nach dem Weg richten kann.


Eine Gänseblume ist eine Gänseblume ist eine Gänseblume


Du willst so glücklich sein wie die anderen? Du sagst: "Ich wär' so gern wie du"? Dein Glück gleicht nicht dem Glück von irgendeinem anderen. Du musst dein eigenes Glück für dich selbst entdecken.
Das Ego loszulassen bedeutet alles so zu akzeptieren wie eine Rolle im Theater. Du entfaltest dich selbst innerhalb der Rolle, die dir zugewiesen ist. Du wirst einfach eins mit der Rolle, ohne Präferenzen und Illusionen. Der Abt ist eins mit dem Abt, der kleine Mönch eins mit dem kleinen Mönch. Das bedeutet vertraut mit sich selbst zu werden.
Praxis bedeutet den Ort, an dem du jetzt stehst, zum Paradies zu machen, das Himmelreich unter deinen Füßen zu entdecken.


Je mehr du von dir gibst, desto mehr Frieden wirst du haben


Den Buddhaweg zu üben bedeutet, zufrieden zu sein mit dem heutigen Tag. Deine Füße müssen fest auf dem Erdboden stehen, damit du den heutigen Tag, diesen Augenblick, den Ort an dem du stehst und vorallem dich selbst nicht aus dem Blick verlierst. Übung besteht dann nicht darin, das Saubermachen so schnell wie möglich zu erledigen. Wenn du beim Saubermachen dein tägliches Leben nicht aus den Augen verlierst, dann ist das selbst Übung.
Tue einfach das, was du tust, ohne über Gewinn oder Verlust nachzudenken. Gib alle Kraft, die du hast, hin an diesen einen Augenblick.
Leb' kein halbarschiges Leben, so wie einer, der ständig an seinen eigenen Fürzen riecht....


Weisheit ist wie eine Raupe


Zum ersten Mal in deinem Leben praktizierst du Zazen am heutigen Tag. Begegne jedem Tag deshalb mit dem selben frischen Geist, den du zu Neujahr hast. In Zazen ist jeder Tag ein Neujahrstag. Einen guten Rutsch!
Manche fragen sich bei ihrer Ordination zum Mönch: "Werde ich wirklich in der Lage sein, das Mönchsleben mein ganzes Leben lang durchzuhalten?" Mach' dir keine unnötigen Sorgen! Sei einfach ein Mönch nur für diesen einen Tag. Sei täglich Mönch für einen Tag - so lebst du dein Leben als Mönch, Tag für Tag.
Bitte bleib' immer ein Anfänger in Zazen. Vergiss nie das Gefühl, das du hattest, als du zum ersten Mal die Zazen-Halle betratst. Dieses Gefühl von Ehrfurcht bringt uns Zazen ganz nahe. Vergiss nie dein allererstes Zazen, werde nicht zum "Zazen-Profi".


Dem wahren Selbst begegnen


Was hat der Buddha eigentlich gelehrt? Dass jeder einzelne von uns sich selbst erkennen muss, sich selbst ergründen muss, selbst herausfinden muss, was er hier und jetzt - in diesem Augenblick - wirklich zu tun hat.
Wir sind nie zufrieden: Nicht einmal mit uns selbst sind wir zufrieden, und deshalb versuchen wir unser Bestes, um ein anderer zu werden. Aber das ist genau der Punkt, an dem die Illusion anfängt. Du bist kein anderer als der, der in diesem Moment unzufrieden mit sich selbst sein Leben lebt. Keiner könnte das an deiner Stelle für dich sein. Und alles, was du in diesem Moment denkst und willst und tust, bist du selbst, unersetzbar so wie du bist - das heißt es gibt kein "wahres Selbst" außer diesem "unzufriedenen Selbst" hier und jetzt.
Wirklichen Geistesfrieden wirst du nur finden, wenn du dir erstmal richtig Sorgen machst, um dein Leben kämpsft und alles tust, um dich nicht selbst aus den Augen zu verlieren. Nur wenn du auf diese Weise bei jedem einzelnen deiner Schritte deinen Geist anspannst um den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren, wirst du Frieden in deinem Geist entdecken.


Zazen ist der alte Patriarchen, der zugleich dein ganz neues "Ich" ist


Wir leben unser Leben nur provisorisch, so als hätte uns einer die Feder aufgezogen. Wir bewegen uns wie Spielzeug-Roboter, bis uns die Feder abläuft. Zazen bedeutet, sich nicht von außen die Feder aufziehen zu lassen, sondern das eigene Leben selbst zu leben.
Wenn du sagst, dass du keine Zeit hast, bedeutet das, dass du dich von etwas Äußerem versklaven lässt. Du brennst ab wie eine Wunderkerze. Sei gelassen, sei ganz du selbst: Wichtig ist, dass du dein Leben fest verankert in dir selbst lebst.
Das Licht umzuwenden und sich selbst zu beleuchten bedeutet, ganz sich selbst ausgesetzt zu sein. Es bedeutet, dich still hinzusetzen und dich selbst zu betrachten, so als säßest du im Kino. Wenn du dich auf diese Weise selbst betrachtest, wirst du alle leidenden Wesen verstehen: Du wirst verstehen, dass du selbst eines dieser Wesen bist, die sich in ihrer Unwissenheit verstrickt haben.
Buddha bedeutet dich selbst. Wenn du nicht als Buddha lebst, wer dann?


Ich werde mit meinem Universum geboren, und ich werde mit meinem Universum sterben


Wir glauben, dass wir ganz aus eigener Kraft leben, aber in Wirklichkeit ist es die große Natur, die uns am Leben hält. Dein Leben gehört nicht dir allein - es ist universell. Dieses universelle Leben ist dein Selbst, es ist der wahre Menschenleib, der den gesamten Kosmos ausfüllt. Zazen bedeutet, das universelle Leben, das heißt dein Selbst, zu leben. Das bedeutet wiederum, das Universum selbst zu manifestieren und zu bezeugen. Wenn ich alleine Zazen praktiziere, dann praktiziert das ganze Universum mit mir - eingeschlossen in Zazen.
Wenn du klar erkennst, dass dein Leben nahtlos verbunden ist mit dem Universum und kein Haarbreit zwischen dich und Buddha passt, dann wird es dir nichts ausmachen, ob du auf der Bühne die Vorder- oder Hinterbeine im Kamel-Kostüm spielst: Du wirst in jeder einzelnen deiner Handlungen deine ganze Lebenskraft entfalten.
Der Fensterrahmen unseres Egos ist so beschränkt, dass wir die Welt nur ganz verzerrt sehen. Wir betrachten die Dinge wie durch eine gefärbte Brille. Und das, was wir da sehen, existiert so oft gar nicht - es ist nur das Brett vor unserem Kopf, auf das wir starren! Wir müssen diese gefärbte Brille abnehmen, um die Dinge so zu sehen, wie sie sind - ungeschminkt und transparent. Dann werden wir auch erkennen, das Berge und Flüsse, Bäume und Gräser nicht getrennt von uns existieren.


Herr Sawaki macht gerne was ihm gerade in den Sinn kommt, aber ich frage diesen Herrn Sawaki nicht immer nach seiner Meinung


Der Mensch Sawaki wird vom Buddhaweg vorangezogen. Deshalb kann der Normalbürger Sawaki nicht immer das machen, was ihm gerade so in den Sinn kommt. Das bedeutet es, an den Weg zu glauben. Wenn ich mich selbst durchschaue, kann mich der Herr Sawaki nicht an der Nase herumführen.
Niemand mag wirklich den Dharma von Buddhas und Patriarchen. Da schon lieber den Dharma von Wein, Weib und Gesang. Auch ich würde mich viel lieber gehen lassen und tun, was mir in den Sinn kommt, aber Zazen lässt mir keine Wahl: Es zieht mich voran. Alles passt darauf auf, dass ich nicht in die Irre gehe - das ist alles.
Dein Leben lang von Buddha gezogen, vom Dharma gezogen zu leben - das bedeutet, dass dein Geist selbst Buddha ist.


Das Glück und die Freiheit des Narren genießen


Selbst wenn dir jemand Teer über den Kopf gießt: Wenn du das von einem Standpunkt aus betrachtest, der 180 Grad verschieden vom gewöhnlichen ist, kann es dir nur von Nutzen sein. Mit welchen Augen siehst du das ärgerliche Gesicht deines Gegenübers? Mit welchen Ohren hörst du die bösen Worte, mit denen sie über dich lästern? Bist du in der Lage, das Gift in Medizin umzuwandeln und Kraft daraus zu schöpfen? Die Frage ist, wie du persönlich mit diesem Leben umgehst, und die Antwort auf diese Frage muss deine Religion sein.
Es ist gut, wenn dir ein Unglück passiert: Denn dann siehst du plötzlich wieder klar geradeaus. Es ist nicht so gut, wenn es dir immer gut geht: Dann fängst du an, ein Gesicht wie ein Kater zu machen, der sich verschlafen in der Sonne räkelt.
Im Zen sagt man: "Jeder Tag ist ein guter Tag!" Die Frage ist jetzt: Was musst du machen, damit jeder Tag wirklich ein guter Tag wird? Was musst du besitzen, um jeden einzelnen Tag wirklich genießen zu können? Überhaupt nichts! Du musst überhaupt nichts tun oder besitzen um glücklich zu sein, du wirst nur ständig von deiner Idee an der Nase herumgeführt, dass du dies machen musst oder das haben willst. Wenn du endlich erkennst, dass diese Idee nur ein Hirngespinst war, wird jeder Tag wirklich ein guter Tag sein, jedes Jahr wird ein gutes Jahr sein.
Dir geht's mal gut, dir geht's mal schlecht - aber lohnt es sich denn wirklich, dich von der Laune des Tages verrückt machen zu lassen? Wenn du einmal ganz loslässt, wirst du feststellen, dass das alles eigentlich ganz egal ist. Du musst sterben um ein glückliches Leben zu führen.


Du willst nicht in die Hölle fahren? Keine Angst, die Hölle macht Spaß!


Wichtig ist, dass du entschlossen in den Fluss des Lebens hineinspringst: Es macht einen Unterschied, ob du dich ziellos treiben lässt und erschöpft nach Luft schnappst oder aber allen voran in den Strom springst - ob du dein Leben als Qual oder als Vergnügen empfindest, entscheidet sich hier.
Da war einmal ein Neurotiker, der Angst hatte, dass er durchs Staatsexamen fallen würde. Als er mit blutunterlaufenen Augen und einem sorgenvollen Gesicht zu mir kam, sagte ich ihm: "Angenommen du fällst durch die Prüfung - was bedeutet das schon, ausser dass es genug fähigere Prüflinge gibt als dich? Ist das nicht ein Grund zur Freude? Wenn dagegen so jemand wie du die Prüfung besteht, heißt das, dass es nicht genug Bessere gibt als dich - und dann steht es nicht gut um unser Land!"
Niemand zwingt dich, irgendetwas mit deinem Körper oder Geist zu tun. Aber du glaubst trotzdem hartnäckig, dass der Dienst "Dienst" ist, und du forderst mehr Lohn dafür. Ich mache mir dagegen nie Gedanken um meinen Tageslohn - den für mich ist das kein "Dienst", sondern Spielerei.


Tief versunken in der Illusion - einfach geradeaus gehen


Welchen Sinn hat unser Leben eigentlich? Unser Leben hat keinen Sinn! Und durch Zazen kommst du jetzt endlich an den Punkt, an dem du verstehst, dass es gar nicht darum geht "was es bringt" - einschließlich dieses Zazens selbst.
Was hat wirklich Realität? Die Haltung deines Körpers! Wie es um dein Bewusstsein steht ist nicht das Problem. Das wirkliche Problem löst sich in dem Moment, in dem du dich der richtigen Form des Sitzen überlässt.
Wenn du Zazen praktizierst, ist das in Wirklichkeit gar nicht "du", der da Zazen praktiziert. Da ist nur unbegrenzte Weite, die unbegrenzte Weite praktiziert. Diese unbegrenzte Weite ist die Bedeutung des Glaubens an Zazen.
In Zazen hörst du auf, "du" zu sein. Du wirst eins mit der großen Natur - oder besser gesagt: Die große Natur kehrt endlich zurück - zu sich selbst.


Ich? Ich bin wie ein Schimmelpilz, der in einer feuchten Ecke wächst


Wir leben dieses Leben gemäß einer kosmischen Ordnung, die uns am Leben erhält - wie kommt es da, dass wir uns so in die Brust werfen und von "unserem" Leben sprechen? Wie kommt es, dass sich alles um's "Ego" dreht?
(Sich selbst in die Backe kneifend:) Das hier ist nicht mehr als ein Pilz, der bei der richtigen Temperatur und Feuchtigkeit aus der Erde sprießt: Nichts besonders - ein Schimmelpilz! Ein Produkt der Wärme und Feuchtigkeit!
Das Leben verläuft nicht so, wie du es dir vorstellst. Doch wenn du aufhörst, dir falsche Vorstellung zu machen und stattdessen den Blick auf dich selbst wendest, wirst du erkennen, dass es nirgendwo um dich herum irgendwelche Hindernisse gibt.


Der Buddhadharma ist ewig und unbegrenzt - wie sollte er je in deinen kleinen Rahmen von Glück und Zufriedenheit passen?


Du sagst, die Buddhalehre sei schwer zu verstehen? Warum ist sie so schwer für dich zu verstehen? Weil du versuchst, sie in deinem kleinen Schädel privat zu verstehen - wenn du bloß damit aufhören würdest, wäre überhaupt nichts dabei!
Du hälst dich für zufrieden? Das ist nur ein Traum! Hör auf zu träumen und tue mit ganzem Herzen das, was nicht zufriedenstellt: Zazen. Gehe mit festem Schritt den Weg, auf dem es nichts zu gewinnen gibt - so einen nennt man "Mensch auf dem Weg der Erleuchtung".
Satori ist nichts, was dich persönlich zufriedenstellen würde: Satori bedeutet, dass das ganze Universum nahtlos verbunden ist. Satori muss den gleichen Effekt für dich wie für die anderen haben. Solange es dir um dich selbst geht, hat das nichts mit dem Buddhaweg zu tun.


Zen ist nichts Spirituelles - Zen wird mit dem Körper praktiziert


Satori vollzieht sich nicht in deinem Kopf. Satori wird mit dem Körper ausgeübt. Es bedeutet, sich in der Haltung Buddhas zu üben. Was sich "spirituell" nennt, ist nur mit Vorsicht zu genießen. Zen-Praxis muss beim Körper anfangen.
Der Geist drückt sich im Körper aus - oder besser gesagt: In der Lebenseinstellung.
Zen ist dein tägliches Leben. Wenn du auf's Klo gehst, musst du auf dem Klo dein Leben neu erfinden. Wenn du in die Badewanne steigst, musst du in der Badewanne umkehren zu einem religiösen Leben. Im Zazen geht es darum, das eigene Leben stehts von Neuem mit frischen Atem zu beleben.


Du suchst nach geistiger Ruhe? Mach dir lieber erstmal ordentlich Sorgen!


Pass dich deiner Umgebung an, mach den anderen eine Freude. Leb' dein Leben auf eine Weise, die es deinem Nachbar erlaubt, zufrieden zu sein. Übe dich darin in der Ehe. Übe dich darin, wenn du mit deinen Eltern oder Kindern umgehst. Lebe dein Leben wie ein Toter - so wirst du niemandem auf die Nerven gehen.
Nachdem ich aus dem Krieg zurück kam wurde ich einmal Zeuge der Explosion eines Munitionslagers. Du kannst dir nicht vorstellen, wie bei dem Schrecken meine Hoden zusammenschrumpften! Während des Krieges hatte ich immer groß mit meinem Kampfgeist angegeben, aber im Rückblick war das auch nicht mehr als der Leichtsinn eines Banditen wie Kunisada Chuji. Mut entwickeln wir immer dann, wenn wir einen Gegner haben, mit dem wir kämpfen können. Aber wenn wir ganz stumm und allein in Zazen sitzen, hilft uns unser Mut und Kampfgeist überhauot nichts, wenn der Boden plötzlich unter uns zu wackeln beginnt. Die Gelassenheit, die wir in der Buddhalehre finden, hat mit dem Übermut eines Banditen nichts zu tun. Wir müssen die Buddhalehre auf ganz andere Weise üben. Als ich dies zum ersten Mal verstand, hörte ich auf damit, mit den anderen darum zu wetteiferen, wer der Beste und Mutigste ist.
Setz' dich erstmal hin. Kein Grund zur Eile. Nimm in Ruhe die richtige Sitzhaltung ein. Hier ist der Startpunkt: Betrachte dein ganzes Leben aus Zazen heraus, mach' dich auf den Weg, gewinne Klarheit über dein Leben.


Geehrtes Publikum! Sehen Sie Sich diesen lauteren Mönch an!


Wenn du aufhörst, dich zur Schau zu stellen, dann wird dein Leben über unbegrenzte Weite verfügen. Seit ich diese Professur an der Komazawa Universität angenommen habe, bekomme ich ein Monatsgehalt für Zazen ausgezahlt - seltsam, wenn man anfängt mit etwas Geschäfte zu machen, das man eigentlich für sich alleine, ganz versteckt praktizieren sollte. Das bedeutet, das meine Praxis noch unreif ist!
Jemand, der sich selbst für einen Zenmeister hält und auch von anderen so behandelt werden möchte, ist nur ein Kindskopf. Ein wirklicher Zenmeister macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, ob er nun ein Zenmeister ist oder nicht.
Es gibt Mönche, die halten die Gebote nur deshalb so strikt ein, weil sie von den anderen dafür bewundert werden wollen. Mir kommt das so vor wie die Tricks der Taschenspieler im Zirkus - am Liebsten würde ich sagen: "Geehrtes Publikum! Sehen Sie Sich diesen lauteren Mönch an!"
Einem jungen Mönch, der offensichtlich mit großem Ehrgeiz den Buddhaweg praktizierte, sagte ich: "Pass' besser auf, dass dir nicht irgendwann die Puste ausgeht!" Denn bei der Praxis des Weges geht es nicht darum, etwas zu erreichen. Deine tägliche Praxis muss Ausdruck von Ziellosigkeit, Hingabe und Loslassen sein.


Die Haltung des Körpers drückt sich im ganzen Leben aus


Mir kommt es so vor, als ob heutzutage viele Freiheit damit verwechseln, einfach zu tun, was sie wollen. Die modernen Menschen scheinen unter dieser chronischen Krankheit zu leiden, nur das tun zu wollen, was ihnen gerade Spaß macht. Alle Aspekte unseres täglichen Lebens müssen auf ein klares Ziel ausgerichtet sein - wir müssen so genau zielen wie ein Scharfschütze, beim Essen genauso wie auf dem Klo.
Buddha zu sein bedeutet ganz du selbst zu sein - hier und jetzt. Ganz in diesem Moment zu sein. Ganz eins zu sein mit dem, was du tust. An diesem Ort ganz eins zu sein mit allen Aspekten deines täglichen Lebens.
Deine Praxis selbst ist Satori, deine Form ist der Geist, deine Einstellung ist der Weg. Dass dein Verhalten der Buddha-Dharma ist, bedeutet, dass sich deine Einstellung und Haltung in allen Aspekten deines Lebens ausdrücken müssen.


Die Kraft zu Leben empfängst du von deiner Religion


Das Leben ist ein einziger Ehekrach. Und wir hoffen vergeblich darauf, dass jemand kommt und den Streit für uns schlichtet. Die Instanz, die allein vermag, den Streit zu schlichten, müssen wir in uns selbst tragen. Das ist es, was ich Glauben nennne. Diese innere Kraft empfängst du von deiner Religion, dem Buddhismus. Das muss so sein als ob der Buddha in deinem Herzen wohnt und dir täglich einen Besuch abstattet. Du musst diese Beziehung so weit entwickeln, dass dieser Buddha an jedem Ort und in jedem Augenblick zum Vorschein kommt - dann wirst du dich nicht nur von deinem eigenen Leiden befreien, sondern auch all das Leiden um dich herum auflösen.
Du darfst dein Satori nicht luftdicht verpacken: Wenn du mit dieser einen Sache, an der überhaupt nicht zu rütteln ist, einmal in Berührung gekommen bist, musst du dein ganzes Leben auf sie gründen - wenn du Tee trinkst, trinkst du Tee, wenn du isst, dann isst du. Egal ob du schläfst oder aufstehst oder umfällst, dein ganzes Leben muss von dieser hellen Klarheit erfüllt sein.
Du darfst den Buddhaweg nicht zu einem Mittel zum Zweck in deinem Leben machen. Es ist wichtig, dass dein ganzes Leben vom Buddhaweg aus gezogen wird.


Satori? Das bedeutet nichts anderes, als zu verlieren


Ich drücke den Buddhismus gerne mit einem einizigen Befehl aus: "Feuerpause!" Da stehen sich keine zwei Seiten mehr gegenüber, da gibt es niemanden, mit dem wir uns noch um die Wette recken müssten.
Um zu erkennen, dass die Buddhanatur uns ganz erfüllt, müssen wir erstmal die Vergänglichkeit erkennen. Die Vergänglichkeit zu erkennen bedeutet, unserem Leben einen Sinn zu verleihen. Wenn du die Vergänglichkeit erkennst, wirst du verstehen, dass es besser ist, dich für andere zu opfern als für dich selbst zu leben. Es ist dieser Geist, der sich für andere opfert, der die Vergänglichkeit erkennt.
Bis heute glaubte ich, dass die Welt da ist für mich, von heute an will ich mein Leben opfern für die Welt: Es geht um diese Kehrtwende.
Ich sage oft, dass Satori bedeutet, zu verlieren. Zu gewinnen bedeutet in die Irre zu gehen. Wer beim Geldspiel Erfolg hat, oder beim Lotto gewinnt, wird sich in der Illusion verlieren. Warum wollen die Menschen eigentlich alle gewinnen und Erfolg haben? Wenn die Welt endlich verstünde, dass das gar nicht notwendig ist, hätten wir den Frieden auf Erden.


Du willst achtzig werden? Lebe lieber das ewige Leben!


Der Grund, weshalb wir uns ständig zanken, ist unsere Illusion. Wir tragen alle irgendwo einen Widerspruch in uns herum, den wir nicht aufzulösen vermögen. Und der geringste Anlass kann diesen Widerspruch in uns zum Explodieren bringen. Letztlich bedeutet das, dass wir unser Leben nicht verstehen.
Mit 13, 14 Jahren fing ich an, mich in meinem eigenen Leiden zu winden, und mit 16 hatte dieses Leiden seinen Höhepunkt erreicht: Wie soll ich leben!? Soll ich diesen Leib des Leidens von mir werfen? Nein, das geht nicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit diesem Leib der Sünde meinen Weg zu gehen. Dieser Leib hätte auch zu einem Banditen werden können, der selbst seinen Bruder mit dem Dolch ersticht - stattdessen entschied ich mich dafür, ihn dem Zazen zu widmen. Das ist keine kleine Sache. Nicht nur für mich bedeutet das einen großen Gewinn, sondern auch für alle um mich herum.
Du willst Geld verdienen, du willst schlemmen, du willst Karriere machen: Das bedeutet es, vom Weg abzukommen. Beim Zen geht es darum, zurückzukehren zu deinem eigentlichen Weg - besinne dich auf deine eigene Natur! Von diesem Standpunkt aus wirst du erkennen, dass du nicht aus eigener Kraft geboren wurdest, noch atmest du aus eigener Kraft, und du bist es auch nicht, der dein Herz zum Schlagen bringt. "Ich mach einfach was mir Spaß macht" - red' keinen Unsinn, die alten Weisen lehren uns, dass das Universum nicht getrennt ist von uns selbst.
Du widmest dich eifrig deinem Studium, weil du ein klares Ziel vor den Augen hast. Außerdem motiviert es dich, wenn andere deinen Erfolg sehen. Aber sobald du dein Ziel erreicht hast, überkommt dich wieder die Schwermut: Irgendetwas fehlt da doch noch. Deinem wirklichen Selbst wirst du erst dann begegnen, wenn du aus diesem stinkenden Fleischsack ausbrichst und eins wirst mit dem Universum. Dafür musst du dich erstmal fest auf deinen Arsch setzen. Wenn du dann endlich erkennst, dass du eins bist mit dem Universum, und dein tägliches Leben aus dieser konkreten Erfahrung heraus lebst - dann spürst du Freude, dann fühlst du dein Glück.


Dein Leben? Wenn es vorbei ist, ist es vorbei!


"Wie als Mensch leben?" - du hast keine Ahnung, deine Frau hat keine Ahnung, deine Kinder haben keine Ahnung. Die Welt ist voller Menschen, die nicht die geringste Ahnung haben, wie sie leben sollen.
Wir leben unser Leben so wie spielende Kinder im Wald: Suchen, fangen und gefangen werden. Wir verstricken uns tiefer und tiefer im Unterholz auf unserer Suche, doch bevor wir in dem Tumult irgendetwas zu fassen bekommen, finden wir uns wieder: Im Sarg.
Wer ständig neue Delikatessen verspeisen möchte, dem geht es schlecht, wenn ihm die Delikatessen ausgehen. Wer das Leben immer genießen will, dem wird dieser Genuss einmal verdorben werden. Glück findet der, der arm geboren durch eine harte Schule geht. Er versteht, dass eine Not nicht unbedingt eine Not und eine Freude nicht unbedingt eine Freude ist. Nur der Normalbürger macht ein großes Theater um nichts. Ständig dreht er sich im Kreis, läuft dem nach, was er mag, läuft vor dem davon, was er nicht mag - das größte Glück bedeutet, sich einfach darauf einzulassen.
Es ist nicht nötig, dein ganzes Leben lang nach der "Ruhe des Geistes" zu suchen, so als ob du nach einem Loch suchst, um dich darin zu verstecken. Wenn dein tägliches Leben daraus besteht, dir Sorgen zu machen, dann masst du die Ruhe des Geistes innerhalb dieser Sorgen finden.


Warum bist du überhaupt auf die Welt gekommen?


Es gibt kein Problem - der Weg ist einfach, ohne Schwierigkeiten. Woher kommt es nur, dass der Weg den Erwachsenen so schwierig vorkommt, während er so leicht für einen Säugling ist? Erwachsene Menschen sind schon seltsam - warum machen sie nicht einfach die Augen auf und schauen geradeaus, anstatt sich selbst etwas vorzulügen und herumzulästern? Es gibt überhaupt gar keinen Grund, sich zu beklagen: Wenn es regnet, dann lass es regnen, wenn der Sturm bläst, dann lass ihn blasen.
Es heißt, dass dieser Körper, so wie er ist, der Körper Buddhas ist. Aber der Körper eines Normalbürgers ist trotzdem nicht mehr als ein Normalbürger. Der Körper eines Normalbürgers kann nur dann ein Buddha genannt werden, wenn der Normalbürger sich selbst vollkommen vergessen hat.
Du bist so verliebt in dich selbst, dass du eher einem Teufel ähnelst als einem Buddha. Die Buddhalehre muss wie mit einer Marionette mit dir spielen, bis du dich überhaupt nicht mehr selbst bewegen kannst. Nur dann kannst du sagen, dass dieser Körper, so wie er ist, Buddha ist.


Du willst Satori? Um es dir als Ring durch die Nase zu ziehen!?


Wenn davon die Rede ist, die kosmische Landschaft mit einem Blick zu überschauen, dann ist das keine Frage der Brennweite. Es geht um die Schärfe der Einstellung. Du musst deine illusionären Begriff allesamt negieren. Was auch immer du dir in den Kopf gesetzt hast: Dies ist falsch, und das ist auch falsch. Alles was du denkst und glaubst ist falsch - wenn du auf diese Weise alles negierst, bleibt am Ende nichts mehr übrig. Das bedeutet, dass du deine gefärbten Brillengläser abnimmst. Und dann siehst du die Dinge plötzlich so, wie sie wirklich sind.
Es ist gar nichts dabei: Die Dinge sind einfach so wie sie sind. Und das ist alles. Und ob das gut so ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle.
Du glaubst, du könntest durch religiöse Praxis zum Satori kommen? Nein, die Praxis selbst ist Satori.
Zazen bedeutet einfach zu sitzen - ohne auch nur daran zu denken, ein Buddha werden zu wollen. Zazen ist die größte Ruhe, die es in diesem Leben geben kann.


 Bleib arm - oder du wirst fehlgehen


Als junger Mönch setzte ich alles daran, Satori zu bekommen. Da gab mir Fueoka Ryoun Roshi eine Lehre für den Rest meines Lebens: "Kein Grund zur Hektik, Kodo. Du bist so wie einer, dem ein Stück Scheiße an der Nase hängt und trotzdem fragt: 'Wer hat hier gefurzt!?' - So lang du auf diese Weise nach Satori suchst, wirst du es nie finden."
Wer will Satori? "Ich!" An einem Satori, bei dem es um dieses "ich" geht, ist nichts dran.
"Ich bin ein Schüler von Meister Soundso!" Solchen Leuten geht es nur um den Namen ihres Meisters. Die Verpackung ist ihnen wichtiger als der eigene Inhalt.
Die Menschen versuchen, es selbst beim Zazen noch zu etwas zu bringen. Selbst auf dem Buddhaweg machen sie sich selbst Stress.


Religiöse Praxis bedeutet, sich von hartnäckigen Begriffen und Vorstellungen zu lösen


Wenn du verkrampft bist, wirst du dich nie von deinen hartnäckigen Vorstellungen lösen können. Wenn du dagegen loslässt von deinen Ansprüchen, dann verändert sich mit einem Mal ganz unverhofft die Welt um dich herum.
Wir tragen einen Klumpen aus Granit in unserem Kopf herum. Das ist das, was ich unsere "Individualität" nenne: Wir wollen nicht loslassen, was uns ganz persönlich gehört. Die Männer versteifen sich auf ihr Mann-Sein, die Frauen beharren auf ihrem Frau-Sein. Beide Seiten halten hartnäckig an ihren Standpunkten fest. Praxis muss darin bestehen, dieses hartnäckige Festhalten aufzulockern. Wenn du wirklich bereit bist, dich ganz loszulassen, wirst du selbst an deinem Leben nicht mehr hängen. Deshalb ist es wichtig für die Praxis, einen flexiblen und weichen Geist zu entwickeln, anstatt an deinem engen Rahmen festzuhalten. Verstricke dich nicht in Kleinigkeiten, sondern widme dich dem unbegrenzten, kosmischen Ganzen.
Wenn du von deiner Vorstellung eines "Ego" loslässt, wirst du dich selbst in deinem Gegenüber entdecken. In allen Dingen - einer Tasse Tee, einem Paar Holzsandalen - wirst du dich selbst entdecken. Und alle Dinge werden so größte Wichtigkeit für dein Leben annehmen: Das bedeutet es, Zen zu praktizieren.
Lebe dein Leben, in dem du dich auf den Standpunkt deiner Eltern stellst, auf den Standpunkt deiner Frau stellst, auf den Standpunkt deiner Kinder stellst. So wirst du in deinen Eltern, deiner Frau und deinen Kinder dir selbst begegnen.


Ein Mensch in der Irre ist zugleich Buddha - es geht darum, die Tiefe und Dynamik dieser Beziehung auszuleben


Je mehr du dich mit deinem Affengeist und Pferdewillen befasst, desto verrückter wird dieser Affen- und Pferde-Geist im Kreis herumspringen und seinen Spaß mit dir treiben. Du kannst Zazen praktizieren, den Namen Amithaba Buddhas rezitieren, die Gebote so strikt einhalten wie du willst - du kannst auch warten bis du steinalt wirst: Niemals wirst du deine Illusionen loswerden. Wie verzweifelt du auch versuchst, deine Illusionen auszulöschen, du wirst nicht den Zustand des Nicht-Denkens oder Nicht-Geistes erreichen - du wirst nur dich selbst verrückt machen!
Der Mensch und der Buddha-Dharma - diese Beziehung ist unergründlich tief. Der Normalbürger und Buddha wohnen zusammen. Es gibt keinen Normalbürger außer dem Buddha, und es gibt kein Nirvana außerhalb von Leben und Tod. Du musst den Frieden innerhalb des brennenden Hauses finden.
"Der Schatten der Kiefer ist desto dunkler,
je heller und klarer der Mond scheint"
Je mehr du sitzt, desto klarer wirst du verstehen, dass der Buddha und der Normalbürger in dir zusammen wohnen. Das ist Samadhi: Eine unbegrenzt weite und zugleich komplizierte Welt.


Wer hätte dich vermisst, wenn du letztes Jahr gestorben wärst?


Du wunderst dich darüber, warum dein Gegenüber so ein ärgerliches Gesicht macht? Vielleicht liegt es daran, dass du dich selbst gerade über deinen Gegenüber ärgerst - und er blickt nur mit den selben bösen Augen zurück. Was du für die anderen fühlst, reflektiert sich in deren Einstellung gegenüber dir.
Wir betrachten die Dinge durch unsere gefärbte Brille - im Buddhismus nennen wir das "Karma" oder "Illusion". Die Welt, mit der wir zufrieden sind, und die Welt, mit der wir unzufrieden sind, haben wir selbst fabriziert.
Es gibt im Leben weder Glück noch Unglück. Es hängt alles nur von deiner persönlichen Persepktive ab: Es gibt Leute, die sich selbst inmitten des größten Glücks noch in ihrem Leiden winden.
Die Geschichte deines Lebens ist so wie der Weg der Wolken. Der weite Himmel ist die Leere. Da gibt es nichts festzuhalten - wirklich nichts.


Du lebst bereits im Nirvana - und machst dir immer noch Sorgen ums Monatsgehalt?


Du schmückst dich mit deinem Rang und Namen, und dabei weißt du noch nicht einmal, wer du wirklich bist. Du weißt nicht, welchem Zufall du deine Geburt verdankst, und du weißt auch nicht, warum du atmest. Bevor du dich versiehst, hast du dich in ein Mädchen verliebt, und plötzlich stehst du da mit Frau und Kind - und weißt immer noch nichts.
Ständig sind die Menschen auf der Flucht. Sie verstecken sich hier, sie verstecken sich da - immer auf der Suche nach einem besseren Schlupfloch. Wann nimmt die Flucht eines Menschen endlich ihr Ende? Im Sarg.
Nichts in der Welt ist wirklich von Bedeutung: Geld zählt nichts, deine Karriere zählt nichts, was dir schmeckt oder nicht ist unbedeutend. Nichts ist uninteressanter als das, was die Leute interessiert. Katastrophen? Nichts dabei. Selbst Ryokan sagte: "Im Unglück musst du dem Unglück begegnen, wenn du stirbst, dann stirb! Auf diese wundersame Weise kannst du jeder Katastrophe entfliehen."


Du willst deinem erleuchteten Meister so nah sein wie eine Laus in der Unterhose?


Es ist wichtig, diese Welt vom Standpunkt des Todes aus zu betrachten. Wie sieht die Welt vom Sarg aus betrachtet aus? So lange du lebst, siehst du nur die Welt deiner Illusionen. Nur wenn du stirbst, kommt diese Welt zu wirklichem Leben.
Nichts im Leben steht fest: Glück erscheint bei näherem Hinsehen als Unglück, oder Unglück als Glück. In Wirklichkeit gibt es weder Glück noch Unglück, weder Freude noch Leid. Nichts muss auf irgendeine bestimmte Weise sein, alles ist gut so wie es gerade kommt. Nur die Menschen machen ein großes Theater darum - das ist das Leben.
Viele Dinge im Leben sind nur Hirnprodukte: Begriffe, denen wir Kleider angezogen haben. Wir müssen zurück zu uns selbst, aufwachen zu uns selbst, und die Welt so sehen wie sie wirklich ist, ganz nackt, ohne unsere Fabrikationen. Buddha-Dharma bedeutet nichts anderes als das. All das, was wir uns angelernt haben, was wir vom Hörensagen kennen, müssen wir erst einmal vergessen. Von unserem angehäuften Wissen, all dem was wir in der Schule gelernt oder im Fernsehen gesehen haben, lassen wir uns doch nur an der Nase herumführen.


 Das Universum als Ganzes ist nichts als erwachter Geist


Du machst dir Gedanken darüber, wie du am schnellsten vom Punkt X zum Punkt Y kommst? Die Antwort der Praxis von Shikantaza besteht darin, einfach zurückzukehren zu dem Punkt, an dem diese Gedanken nichts zählen. Beim Sitzen gibt es weder reich noch arm, weder geschickt noch ungeschickt. An diesen Punkt zurückgekehrt, einfach fest am Boden sitzen.
"Der Vogel singt, die Blume lacht - ganz von selbst, ganz natürlich." Dabei kommen ihnen keine Gedanken dazwischen wie: "Ich werde den Sawaki jetzt mal mit einem Lied beeindrucken." Oder: "Hast du denn keine Augen im Kopf? Siehst du nicht, wie schön ich hier blühe?" Der Vogel singt einfach, die Blume blüht einfach - auf diese Weise verwirklichen sie sich selbst als sich selbst durch sich selbst.
Weisheit ist etwas anderes als Cleverness. Wer clever ist, stellt sich selbst in den Mittelpunkt, aber Weisheit besteht aus der Einsicht, dass es diesen Mittelpunkt nicht gibt. Es gibt kein Selbst. Deshalb geht es dem Weisen auch nicht um sich selbst. Der Weise will Erlösung nicht für sich allein.
Wenn du furzt, dann stinkt es - was ist Wahrheit, wenn nicht das? Es gibt überhaupt nichts in Raum und Zeit, was nicht Ausdruck dieser Wahrheit ist. Ist Weiß besser als Schwarz? Wer kann das schon bestimmen! Weiß ist weiß, Schwarz ist schwarz - auf gleiche Weise drücken alle Dinge den Dharma aus, ohne dass das eine besser wäre als das andere.


Mein Zazen schließt Truman genauso ein wie Mao Tse-tung


Zazen bedeutet, mit diesem Körper - so wie er ist - das ewige Leben zu leben. Es bedeutet, das Leben auf eine absolute Weise zu leben. Das höchste Ziel, das sich ein Mensch in diesem Leben sezten kann, ist, diesen Körper für das ganze Universum einzusetzen.
Zazen bedeutet, zu bezeugen, dass du dieses Leben von der großen Natur empfangen hast und nur durch die Kraft dieser Natur lebst. Das bedeutet wiederum, dass du nicht wirklich "du selbst" bist, denn du bist nahtlos verbunden mit dem ganzen Universum. Deshalb gibt es keinen Ort im Universum, den du nicht erreichst: Wenn du Zazen praktizierst, dann praktiziert das ganze Universum mit dir. Denn das Universum ist der Inhalt deiner Praxis.
Zen muss deine Lebenseinstellung sein, und diese Lebenseinstellung muss darin bestehen, dass du dich bei keinem Schritt oder Handgriff, den du tust, aus dem Blick verlierst. Das bedeutet, dass du immer festen Boden unter den Füßen hast, oder - mit anderen Worten - dass du dich nicht vom Universum distanzierst. Du lebst dein Leben, indem du mit dem Universum ausatmest und mit dem Universum einatmest.
Wenn du erkennst, dass du nahtlos mit dem Universum verbunden bist, dann wirst du auch verstehen, dass es dir nicht möglich ist, dass kosmische Leben zu töten. Wenn du das kosmische Prinzip verstehst, dass es überhaupt nicht möglich ist, Leben zu töten, dann wirst du auch nicht töten. Das ist die Bedeutung des Satzes: "Du sollst nicht töten!" Das ist kein Verbot. Es ist eine Selbstverständlickeit, zu der du aufwachen musst.


Zazen ist ehrhaben, weil das Universum erhaben ist


Buddha ist kein Begriff. Wenn wir unsere Muskeln und Sehnen ins Gleichgewicht bringen, wird dieser Körper selbst Buddha. Die Übung selbst ist Satori. Die Form ist der Geist. Die Haltung ist der Weg.
"Erwachen" bedeutet, reine Klarheit mit dem Körper zu erfühlen. Das bedeutet, dass du über den Geist Buddhas verfügst, wenn deine Muskeln und Sehnen so angeordnet sind wie die Muskeln und Sehnen Buddhas. Zazen zu üben bedeutet, sich auf diese Weise mit dem Universum auf gleiche Wellenlänge zu bringen, und das bedeutet wiederum, das eigene Barometer, das am Verücktspielen war, zurück zum exakten Funktionieren zu bringen.
Ich vertraue darauf, dass Zazen eins ist mit diesem Sawaki. Zazen ist Sawaki, Sawaki ist Zazen. Und dazwischen gibt es nicht die kleinste Lücke. Das ist gar nicht so einfach. Gewöhnlich denkst du in Zazen an das Mädchen, das dir gerade auf der Straße begegnet ist, oder an sonst irgendetwas. Doch eigentlich ist Zazen so hoch und unbeweglich wie der Berg Fuji. Zappel deshalb nicht so herum, und schlaf auch nicht ein in Zazen! Wenn ich sitze wie ein Stein, dann zieht Zazen den Sawaki ganz an sich und saugt ihn auf. Das bedeutet Samadhi, und das ist mein wahres Selbst.
Samadhi bedeutet das Selbst, für das es keinen Ersatz gibt, zu ergreifen, es bedeutet eins mit dem gegenwärtigen Augenblick zu werden. Wichtig ist, dass wir dieses Samadhi unser ganzes Leben lang fortsetzen. Gestern Zazen, heute Zazen. Tag ein, Tag aus, Jahr für Jahr Zazen üben. Auf diese Weise werden wir vertraut mit uns selbst in Zazen, und dieses Zazen zu ergreifen bedeutet nichts anderes, als uns selbst zu ergreifen.


Es gibt kein Problem, das sich nicht löst, sobald du von dir selbst absiehst


Pass auf, dass du nicht eine Art von Rausch, in dem du dich selig und geborgen fühlst, mit gläubigem Geist verwechselst. Du fühlst dich gut während Zazen? Glaub ja nicht, dass dieses "gute Gefühl" während Zazen Samadhi ist! Das ist die gleiche Illusion, die du hast, wenn du dich irgendwie ganz selig und geborgen fühlst. Die wahre Buddhalehre beginnt an dem Punkt, an dem du aufwachst aus diesem Rausch. Für die "Geistlichen" stellt dieser Rausch allerdings eine nicht unbedeutende Geldquelle dar - deshalb würde von denen auch keiner auf die Idee kommen, das zu sagen, was ich hier sage.
Zazen bedeutet, sich selbst durchsichtig zu werden. Nirgends wirst du so gnadenlos mit dir selbst konfrontiert wie in Zazen. Du wirst all das an dir sehen, was du lieber nicht gesehen hättest. Und je reiner dein Zazen ist, desto durchsichtiger wirst du dir werden. Je durchsichtiger du dir wirst, desto deutlicher werden dir deine schmutzigen Seiten vor Augen kommen. Nur wenn du dich wirklich selbst erkennen willst, praktiziere Zazen. Du musst Zazen inmitten deiner Illusionen praktizieren. Zazen wirft das Licht der Wahrheit auf dich selbst, der du verloren bist in der Irre. Inmitten deiner Illusionen bist du umfangen von Buddha, und je deutlicher du Buddha siehst, desto deutlicher wirst du auch erkennen, wie tief du dich in deine Illusionen verstrickt hast und wie erbärmlich du dein Leben wirklich lebst. Glauben bedeutet, sich schweigend über sich selbst klar zu werden.
Zu beten bedeutet nicht, Gott um einen Platz im Paradies zu bitten oder auf so etwas wie "Satori" zu warten. In einem wirklichen Gebet ist der Bettler in deinem Herzen, der dich ständig am Ärmel zupft und im dies oder das bittet, vollkommen verschwunden. Ein Gebet darf nicht deine persönlichen Wünsche und Hoffnungen zur Wurzel haben. Die Wurzel eines echten Gebetes ist die Wurzel die du mit all den zehntausend Dingen im Himmel und auf der Erde teilst. Dieses Gebet verbindet dich nahtlos mit dem Grenzenlosen - so wie ein weißer Reiher, der sich im Schnee niederlässt.
Wenn zwei Menschen den Kopf voreinander senken, dann bedeutet das, dass sie ihrem Ego eine kleine Pause geben. Umgekehrt heißt das aber auch, dass wir unserem Ego eine Pause geben müssen, um wirklich unseren Kopf vor jemandem zu senken. Die beiden, die sich auf solche Weise voreinander verbeugen, sind in dem Augenblick nahtlos miteinander verbunden. Sowohl der, der sich verbeugt, als auch der, der die Verbeugung entgegennimmt, gehen weit über den Rahmen ihrer Normalbürger-Gefühle hinaus. Das wichtigste im Leben ist es, es mit Respekt zu leben. Selbst deine Familienprobleme werden sich auflösen, wenn du nur einmal für zehn Tage lang versuchst, den anderen Respekt zu zollen.


Dein Sturz beginnt, sobald du dich vom Universum als Ganzem trennst


Mit deiner ständigen Quengelei zerknirschst du dich nur selbst. Es wird Zeit, dass du die Runzeln in deinem Herzen ausbügelst und dich einfach hinsetzt für eine halbe Stunde: Mach klaren Tisch mit allem! Dann wirst du im Licht der ursprünglichen Wahrheit deinem wirklichen Gesicht begegnen.
Zazen zu praktizieren bedeutet, auf dein persönliches Selbst zu verzichten. Während Zazen nimmst du Urlaub von deinen Privatangelegenheiten. Nur wenn du aufhörst damit, dich mit deinen Privatangelegenheiten zu beschäftigen, wirst du einsehen, dass du eins bist mit dem Universum. Solange du das nicht einsehen willst und dir nur um deinen eigenen Fleischsack Sorgen machst, werden dir alles Geld der Welt, all dein Studium und selbst Jahrzehnte von Zazen-Praxis nicht weiterhelfen.
Das Licht der Weisheit ist nichts, was du wahrnehmen könntest. Denn deine Wahrnehmung selbst ist das Licht der Weisheit. Dein wahres Selbst ist kein Teil deines Bewusstseins. Wenn du dir selbst bewusst bist, dann bist du das nur, weil du dich mit den anderen vergleichst. Aber so, wie du dir deines Schlafes nicht bewusst bist, so bist du dir auch deines wahren Selbstes nicht bewusst. Aber nur, weil du es nicht sehen oder verstehen kannst, heißt das nicht, dass du nicht eins damit sein könntest. In Zazen bist du wirklich eins mit dir selbst.
Eins zu sein in Zazen heißt, dass du selbst dich selbst durch dich selbst zu dir selbst machst. Deshalb darfst du Zazen nicht zu einem Objekt deines Bewusstseins machen. Zu behaupten, du hättest Satori gehabt oder dich auf diese oder jene Weise verändert, klingt so, als wolltest du sagen: "Guck mal wie tief ich gerade schlafe!" Als ich einmal beim Frisör eingeschlafen war, sagte mir später der Junge, ich hätte ein süßes Gesicht wenn ich schlafe. Das wollte ich dann mit eigenen Augen sehen und beschloss, einen Spiegel neben meine Bett zu stellen, so dass ich im Schlaf einen versteckten Blick auf mein Gesicht werfen könnte. Ich musste feststellen, dass das nicht funktioniert. Wenn du wirklich schläfst, dann denkst du nicht, dass du schläfst - du bist eins mit dem Schlaf.


Deine Illusionen sind nichts als Licht der Weisheit


Wer sich selbst für einen guten Menschen hält, ist in Wirklichkeit keiner. Wer sich wirklich für einen schlechten Menschen hät, ist dagegen nicht so schlecht. Deshalb ist es nichts weniger als ein Beweis von geistiger Klarheit, wenn du deine Illusionen als solche erkennst. Darüberhinaus gibt es keine Illusionen mehr zu tilgen, und auch keine Wahrheit zu erstreben.
Du beklagst dich über deine Gedanken während Zazen. Aber ist es nicht ganz natürlich, dass du dir dein ganzes Leben lang Gedanken machst? Es ist nicht nötig, diese Gedanken für "störend" zu erklären und zu versuchen, sie zu tilgen. Es ist auch nicht nötig, diese Gedanken für etwas besonders Wichtiges zu halten. Lass diese Gedanken einfach so sein, wie sie sind. Wenn sie kommen, lass sie kommen. Du darfst bloß nicht nach ihnen greifen, um einen Gedanken aus dem nächsten fortzuspinnen - so wirst du dich nur in deinen Gedanken verlieren. Wenn du nur damit aufhörst, werden sich deine Gedanken von alleine wieder auflösen. Wenn sich ein Gedanke auflöst, taucht sofort der nächste auf. Solange du dich nicht mit ihnen beschäftigst, verschwinden alle deine Gedanken ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Und wie aus dem Nichts heraus erscheinen neue Gedanken an der Oberfläche deines Bewusstseins. Sitz einfach in Zazen, indem du kommen lässt was kommt, ohne dich damit zu beschäftigen. Nur Zazen erlaubt es dir wirklich, dich nicht damit zu beschäftigen.
84 tausend Gedanken entstehen und vergehen: Das bedeutet, dass dein Körper - ganz ohne dein Zutun! - seinem Geschäft nachgeht, ohne seine Tätigkeit auch nur für einen einzigen Augenblick zu unterbrechen. Deshalb bist es nicht wirklich "du", der diese Gedanken "hat", und es ist dein Irrtum, wenn du glaubst, dass das "deine Gedanken" sind, mit denen du nun irgendetwas anstellen musst. Um diesem Irrtum zu entgehen, befasse dich einfach nicht mit den Gedanken - die Haltung deiner Praxis ist richtig, wenn du die Gedanken einfach sein lässt. Dann wirst du verstehen, dass das Entstehen und Vergehen der 84 tausend Gedanken nichts weiter als die natürliche Funktion deines Körpers in jedem Augenblick sind. Du verdankst es diesem Funktionieren, dass du in diesem Augenblick am Leben bist, und deshalb ist jeder einzelne Gedanke nichts anderes als das Licht der Wahrheit.
Du glaubst, dass dein Zazen zu nichts taugt, denn: "Soviel ich auch Zazen praktiziere, es will mir einfach nicht gelingen, mich von meinen störenden Gedanken zu befreien!" Wenn du dir ständig den Kopf darüber zerbrichst, wie du deine "störenden Gedanken" loswerden kannst, dann ist es kein Wunder, dass du dich nicht von diesen Gedanken befreien kannst: Der Gedanke, sich von den Gedanken befreien zu wollen - ist ja selbst ein Gedanke!


Verschwindest du in Zazen? Oder benutzt du Zazen für dich selbst?


Glauben bedeutet, über sich selbst klar zu werden. Wenn du den Krug mit dem trüben Wasser fest hinstellst, dann wird sich der Dreck bald setzen. Das gilt auch für deine Illusionen während Zazen: Du hast diese Illusionen, und da ist auch gar nichts dabei. Wichtig ist nur, dass du ganz du selbst bist. Lass dich von nichts und niemandem an der Nase herumführen - sitz einfach stabil an deinem Platz, und deine Illusionen werden sich ebenfalls setzen.
Die Menschen haben Angst vor der Langeweile. Verzweifelt versuchen sie, die Zeit totzuschlagen, immer auf der Suche nach etwas "Interessantem". So vergeuden sie ihr ganzes Leben wie Kinder, die ständig nach einem neuen Spielzeug betteln. Dabei vergessen sie, was für eine wunderbare Sache diese Langeweile ist: Wie lang ist doch die Zeit des Lebens, das du in Zazen verbringst?
In unserer Schule bedeutet Zazen nicht die Vorbereitung auf Satori. Wir üben einfach Zazen. Dafür ist nichts weiter notwendig. Du brauchst keinen Bleistift und Papier mitzubringen. Du kannst auch dein Satori und deine Illusionen zuhause lassen. Bring überhaupt nichts mit zum Zazen! Zazen bedeutet einfach zu sitzen - und das ist alles. In diesem einfachen Tun liegt eine unbegrenzte Weite, doch weil es da keine Süßigkeiten für die Menschen zu finden gibt, ziehen die schnell weiter.
Denke einmal vom Standpunkt des Todes über die Dinge nach. Ein Toter macht sich keine großen Gedanken. Alle Probleme lösen sich auf, wenn du aufhörst, dir den Kopf zu zerbrechen. Zazen bedeutet, in den eigenen Sarg zu steigen: Da gibt's nichts mehr zu diskutieren. Wenn du sitzt, stell dir vor, du seist schon tot.

 

Zu sitzen bedeutet, deinem allerneuesten Selbst zu begegnen


Zen ist das Vertrautwerden mit dir selbst. Du machst dich selbst durch dich selbst zu dir selbst. Das wird ein Buddha genannt: Einer, der vollkommen zu sich selbst geworden ist.
Hier geht es nicht um dein von Schimmel überwachsenes persönliches Selbst. Es geht um dich selbst, der du nahtlos mit dem Universum verbunden bist. Das heißt, dass du gleichzeitig mit allen Buddhas und mit allen leidenden Wesen verbunden sein musst. Nach dir selbst auf diese Weise zu suchen, bedeutet das Herz des Weges zu besitzen. Das Herz des Weges sieht ein, dass "ich" und "du" nicht getrennt voneinander sind.
Ein Normalbürger, der sich selbst entdeckt hat, ist kein "Normalbürger" mehr. Denn der Inhalt jedes Normalbürgers ist ein Buddha. Und ein Buddha ist nicht einfach ein "Buddha". Der Inhalt jedes Buddhas ist ein Normalbürger. Buddha und der Normalbürger sind eins und verschieden, verschieden und eins. Trennen kannst du sie nicht.


Zazen bedeutet, Buddha zu spielen


Den Buddhaweg zu praktizieren bedeutet, so zu tun, als ob du Buddha seist. Du musst Buddha so perfekt imitieren wie du nur kannst. Ein Problem entsteht allerdings, wenn du die Buddhalehre als Mensch zu verstehen versuchst. Denn dann wirst du versuchen, selbst die Buddhalehre zu etwas Menschlichem zu machen. Und du wirst glauben, dass deine Imitation Buddhas deine eigene menschliche Leistung ist, die dir einen entsprechenden Nutzen einbringen wird. So etwas nennt man eine "Zen-Krankheit".
"Bringt es mir was? Oder bringt es mir nichts?" Lass ab von dieser Geisteshaltung und sitz einfach.
Shikantaza bedeutet, mit einem Eimer ohne Boden das Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Diese Praxis darf aber nicht oberflächlich sein. Du musst bis ans Ende gehen - alles ausschöpfen. "Einfach sitzen" bedeutet nicht, einfach nur so herumzusitzen. Dein ganzes Leben muss davon abhängen, dass die Richtung deiner Praxis stimmt. Zazen ist kein Mittel zum Zweck. Zazen muss deine Welt sein: Wenn du den Weg bis ganz ans Ende gehst, kehrst du heim an diesen Ort, hier und jetzt, ganz du selbst.
Zazen ist einfach nur Zazen. Zazen selbst ist das Ziel, das andere Ufer (Nirvana), der höchste Wert. Es geht nicht darum, zum Buddha zu werden. Was bedeutet Zazen? Es bedeutet, Buddha zu spielen. Das ist keine Arbeit. Wir spielen Buddha.


Du willst Gesundheit und ein langes Leben? Du musst krank sein!


Heutzutage wünscht sich alles Gesundheit und ein langes Leben. Doch zu welchem Zweck willst du eigentlich gesund sein und lange leben? Merkst du nicht, dass dein Wunsch nach langem Leben selbst wie eine Krankheit ist? Ein langes Leben oder Gesundheit allein bedeutet mir gar nichts. Nur um den Buddhaweg gehen zu können, wünsche ich mir auch lange zu leben und gesund zu sein.
Was willst du eigentlich in Wirklichkeit? Vielleicht lohnt es sich, dir einmal darüber Gedanken zu machen. Wenn du einfach nur so in den Tag hinein lebst, frisst was dir vor die Nase kommt, ohne dir je solche Gedanken zu machen - dann ist dein Leben kein echtes Leben. Nur durch Religion wirst du an das gelangen, was du dir als Mensch letztendlich wünscht. Was ist dieses Letztendliche? Ich nenne es: Zazen.
Unser Geist ist ständig in Bewegung. Er ist weder quadratisch noch rund - er lässt sich überhaupt nicht fassen. Trotzdem ist es dieser rastlose Geist, mit dem wir das Gelübde leisten, alle lebenden Wesen zu retten, und dieses Gelübde ist es, das uns unser Leben lang führt. Und irgendwann trägt das Gelübde dann seine Früchte.


Alle Buddhas stecken tief in der Illusion - und die leidenden Wesen befinden sich auf dem Gipfel erleuchteter Weisheit


Ich bin wie ein Chamäleon: Wenn ich im Zug sitze, mache ich ein grimmiges Gesicht, damit mich die Kinder nicht beim Nickerchen stören. Ihr könnt euch vorstellen, was die für ein überraschtes Gesicht machen, wenn ich ihnen dann beim Aussteigen freundlich zulache und sage: "Ich wünsch euch noch eine schöne Reise!"
Wenn du jemanden ausschimpfst, darfst du in deinem Herzen nicht wirklich wütend sein. Du musst immer über den Spielraum verfügen, im nächsten Moment wieder zu lachen. Immer, wenn ich jemanden andonnere, lache ich dabei in meinem Herzen.
Nur wenn du restlos verschwunden bist, kann von großem Mitgefühl die Rede sein. Solange da auch nur eine Spur von dir selbst übrig ist, hat das mit Mitgefühl nichts zu tun.
Angenommen du stirbst, weil du alles von dir für die anderen gegeben hast. Ist das wirklich so schlimm? Wichtig ist nur das Herz, das nichts für sich selbst zurück erwartet.


 Nichts übertrifft das, was gut für nichts ist


Der Normalbürger macht sein ganzes Leben lang ein großes Theater um sein Ansehen, seine Vorlieben, seine Karriere und was ihm so gerade schmeckt. Stets schnüffelt er herum wie ein Hund in der Hoffnung irgendwo ein kleines Schnäppchen zu machen. Doch was bringt das schlussendlich? Nichts! Wenn du wirklich verstehst, dass es nichts bringt, gibt es nichts weiter zu suchen. Du findest Ruhe in Zazen, dem Abfallen von Körper und Geist.
Du machst Zazen? Du musst von Zazen gemacht werden! Zazen bringt nichts. Zazen ist kein Werkzeug der Menschen. Die Werkzeuge der Menschen werden von Menschen wieder zerstört. Das Ewige dagegen gibt sich nicht mit den Menschen ab.
Alles in der Welt verursacht Unkosten. Nichts gibt es umsonst. Deshalb leuchtet es uns auch nicht ein, wenn wir etwas ganz umsonst machen sollen. Nichts erfordert einen grösseren Entschluss, als eine Sache ganz umsonst zu tun.
Wenn ein Mensch sich fortwirft für den Dharma, dann ist dabei kein Zaudern und Zögern im Spiel. Wenn du alles, einschließlich der letzten Hülle fortwirfst, sitzt du gerade und einfach, ohne zu zaudern und zu zögern.


Der Buddhaweg reicht dir vom Scheitel bis zur Sohle


Es heißt, dass es nicht den geringsten Unterschied zwischen jedem einzelnen von uns und Buddha gibt. Ich frage mich: Ist da wirklich nicht der geringste Unterschied? Nein, wie könnte es je einen größeren Unterschied geben! Du fragst, was dich von Buddha unterscheidet? Das, was du mir dir herumträgst: Männer glauben, dass sie "Männer" sind, Frauen glauben, dass sie "Frauen" sind. Hier liegt die Wurzel der Illusion.
Ständig verschanzt du dich hinter deinem Ego. Du betrachtest die Dinge nur vom Standpunkt deines Egos aus, deshalb siehst du alles falsch. Selbst wenn du dich vor Buddha verbeugst, stimmt da etwas nicht. Selbst wenn du Zazen machst, machst du es falsch.
Von morgens bis abends taumelst du umher zwischen Freude und Leid, und die Beschäftigung mit deiner persönlichen Stimmung macht alles nur noch schlimmer: Mit deinen Gedanken über Leben und Tod treibst du dich schließlich selbst tiefer und tiefer in die Sackgasse. Das Problem von Leben und Tod ist eine psychologische Fallgrube - es existiert nur in deinen Gedanken: Auch wenn du dir einredest, dass du durch die Lösung dieses Problems dem Kreislauf von Leben und Tod entfliehen kannst, so ist diese Lösung, an die du denkst, doch nur eine Lösung innerhalb deiner Gedanken, und der Gedanke, das Problem von Leben und Tod lösen zu wollen, ist selbst nicht mehr als ein Bestandteil des Problems an sich.
Du glaubst, dass du dich von deinem ehrgeizigen Streben gelöst hast - und hälst nun genau an dieser Idee hartnäckig fest. Du glaubst, dass du Schluss gemacht hast mit deinen Illusionen - und machst dir so nur eine Illusion mehr. Ständig bleibt da etwas, das du nicht aus der Hand geben willst. Du musst diese Trennung aufheben, und auch deinen Geist, der glaubt "aufzuheben", aufheben - und selbst das Aufheben noch aufheben. Im Buddha-Dharma kommst du deshalb nie an ein Ende.
Es geht hier um eine innere Kehrtwendung. Du musst in deinem Innersten neu geboren werden, um dich von deinem Ego zu lösen. Das ist nicht unmöglich - vielleicht geht es nicht für lange Zeiträume, dann löse dich wenigstens für den Augenblick von deinem Ego. Praxis bedeutet, das Ego in jedem Augenblick von Neuem loszulassen.
Zu welchem Zweck isst du eigentlich dein tägliches Brot? Nur weil du Hunger hast? Und auch sonst tust du einfach das, wozu du gerade Lust hast? Du bist wie ein kleines Kind! Du musst dir klar darüber sein, warum du eigentlich lebst, warum du dein Brot isst. Genau ein Ziel musst du klar vor Augen haben. Egal was du tust, du musst es für diesen einen Zweck tun - tue, was immer du kannst, und wenn du ans Ende (des Lebens) gelangst, dann bist du eben ans Ende gelangt. Du brauchst nur eine einzige Aufgabe, für die es sich lohnt einfach und still - ohne jeden unnötigen Lärm - dein Leben einzusetzen.


Du darfst den Buddhismus nicht zu wörtlich nehmen


Als ich noch jung war, hat mir das Studium des Buddhismus eine Menge Kopfschmerzen bereitet. Der Buddhismus erschien mir als so schwierig, weil ich ihn so verstand wie ein Ernährungswissenschaftler das Kochen: Wenn wir wissenschaftlich exakt analysieren wollen, wieviel Salz und Vitamine in einem Gericht sind, wieviel Kalorien es hat, wie das Gericht zubereitet werden muss, damit die Vitamine nicht verloren gehen und so weiter, dann machen wir uns selbst nur Schwierigkeiten. Der Grund, weshalb der Buddhismus heutzutage vor die Hunde geht, liegt darin, dass alle ihn nur unter dem Gesichtspunkt der Nährstoffanalyse betrachten, ohne jemals selbst davon zu essen. Mir reicht der einfache Geschmack - Tag ein, Tag aus. Die tote Hülse der Wissenschaft interessiert mich nicht.
Sich der Übung zu widmen ist etwas anderes, als über die Übung nachzudenken. Ich rede zum Beispiel oft über die Gesichtszüge, weil mich Form interessiert. Ich glaube, dass Form von grösster Wichtigkeit ist. Ich glaube, dass die Form des Gassho, der Verbeugung und des Zazen selbst von den Buddhas vor Shakyamuni bereits von einem zum anderen weitergegeben wurden. Sich der Übung zu widmen bedeutet, mit Haut und Haaren in diese Form überzugehen.
"Wenn die Form stimmt, stimmt auch der Inhalt" - in einer richtigen Einstellung drückt sich ein richtiger Geist aus. Deshalb ist es notwendig, dass wir unsere Einstellung gegenüber dem sich täglichen ändernden Leben anhand der Praxis von Zazen überprüfen, und von morgens bis abends an dieser unserer Lebenseinstellung feilen.
Nur geistige Tiefflieger begeistern sich für das, was in Büchern steht. Du musst lernen, die Wirklichkeit von deinen Hirngespinsten zu unterscheiden. Wenn du liest, lese dich selbst, erschaffe dich selbst. Du bist erst dann wirklich du selbst, wenn du alle Theorie hinter dir gelassen hast.
Wissen über Buddhismus anzuhäufen ist eine gefährliche Sache: Du glaubst, allem mit Worten beikommen zu können. Und noch bevor diese Worte einen Inhalt für dich gewinnen, hast du schon eine Doktorarbeit mit ihnen verfasst, oder die Leute geben dir ihr Geld für deine "Dharmareden".
Die Wissenschaftler reden ihr ganzes Leben über nichts anderes als Buchstaben. Dabei klauben sie so eifrig in diesen Buchstaben, dass sie schließlich sterben, bevor deren Inhalt irgendeine Bedeutung für ihr eigenes Leben gewinnt. Das liegt daran, dass sie zu viel nachdenken und unterscheiden. Es ist ihnen unmöglich, eine Sache rein und direkt zu verstehen - wie zum Beispiel Zazen durch Zazen selbst zu klären.
Bodhigeist zu haben bedeutet, alle anderen retten zu wollen, bevor du selbst gerettet wirst. Doch wenn du nur darüber redest, die anderen retten zu wollen, während du noch nicht einmal deinen Sitzplatz im Bus abtrittst, schweben deine Worte bloß in der Luft.
Wenn die Menschheit endlich zurückkehrte zu ihrer wahren Natur, dann würden sich alle ihre Probleme lösen. Doch bis heute drehte sich alles nur um's Geld, Ficken und Fressen - das reinste Tollhaus!


Du entdeckst den heutigen Tag da, wo noch keine Gedanken sind


Die eine große Sache deines Lebens bekommst du nicht von deinen Eltern und auch nicht von deinem Meister geschenkt: In den Pfirsichblüten entdeckst du diese eine Sache. Diese eine Sache geht über dein Leben und deinen Tod hinaus - die Pfirsichblüten blühen!
Sei ganz du selbst. An jedem Ort, zu jeder Zeit, musst du fest den Boden unter den Füssen haben und nicht einen einzigen Augenblick deines Lebens veschwenden. Wenn du du selbst bist, dann bist du Buddha.
Du darfst noch nicht einmal Shakyamuni etwas nachmachen. Du musst dein Leben täglich neu erfinden. Dein heutiger Tag muss sich grenzenlos ausdehnen. Mach ihn nicht zu einer Kopie deiner Gedanken von gestern. Deine Gedanken von heute müssen vollkommen frei sein.
Du selbst bist die Wahrheit. Deshalb darfst du nicht damit sparen. Himmel und Erde sparen nicht mit der Wahrheit. Satori beginnt da, wo du aufhörst, danach zu suchen.


Du hast für deine Geburt nichts bezahlt - und willst jetzt sogar noch Geld zurück haben?


Die Menschen leben in ihren Vorstellungen. Erst fabrizieren sie etwas, dann grabschen sie danach und fangen sich an darum zu zanken - und alles nimmt Teil an dem großen Theater. Ein Mensch wie ich, der sein Leben in Ruhe lebt, versucht nicht auf jeden Preis an den Fresstrog zu kommen der sowieso nichts zu fressen bietet. Ich versuche nichts Unerreichbares zu erreichen. Ich weine auch nicht wenn ich Pech gehabt habe, und ich bin auch nicht ganz aus dem Häuschen wenn ich Glück habe. Ich habe mein ganzes Leben gelassen gelebt.
"Wir üben Zazen mit dem Ziel, Satori zu haben, nicht wahr?"
Dummes Zeug! Willst du selbst für Zazen noch Trinkgeld haben? Wenigstens Zazen solltest du einfach und umsonst tun. Wenn man mich fragt, wofür Zazen gut ist, sage ich, dass es gut für nichts ist. Und dann heißt es: "Wenn es gut für nichts ist, lass ich es lieber bleiben!"
Die Frage ist, was ist überhaupt gut für irgendetwas?
Alles was wir tun ist umsonst. Alles was wir bekommen ist umsonst. Der Regen fällt umsonst, die Sonne strahlt umsonst. Die Sonne schickt uns keine Rechnung für ihre "Solarenergie". Was ist da schon dabei, dass wir nichts in den Tod mitnehmen können? Die Rechnung ist beglichen, fertig, aus! Was ist schon groß dabei, wenn du am Ende wie ein Köter am Straßenrand stirbst? Ich habe mein ganzes Leben mit der Absicht gelebt, schließlich wie ein Köter zu verrecken. Ich habe mein ganzes Leben an Zazen verschwendet. Alle versuchen dem Menschenleben noch etwas hinzuzufügen - darin liegt ihr Irrtum.


Von Pfeil und Bogen zur Atombombe: Was man so "Fortschritt" nennt


Wenn du einmal ganz ehrlich auf den Grund deines Herzens herabschaust, wirst du feststellen, dass du nur deinen Egoismus bemäntelst, wenn du sagst: "Ich opfere mich für die anderen!"
Geht es dir nicht in Wirklichkeit nur um dich selbst?
Alle Welt sucht nach Befriedigung, nach der Erfüllung ihrer Wünsche. Und die Antwort findet man in Zeitschriften! Kein Wunder, dass die Leute heute noch viel tiefer in das Dickicht ihrer Ignoranz verirren als früher. Informationen aus aller Welt erreichen uns noch am selben Tag am Bildschirm. Und so beschleunigt sich auch der Kreislauf unserer Illusionen. Wir nennen diese Beschleunigung "Fortschritt" oder "Zivilisationen", die Frage ist nur, in welche Richtung wir eigentlich fortschreiten. Vom Standpunkt des Buddhismus aus betrachtet, bedeutet dieser "Fortschritt" in Wirklichkeit einen Verfall. Wir beschleunigen unseren Verfall, und die ganze Welt windet sich dabei im Leiden. Die Menschheit schritt fort von Pfeil und Bogen zur Armbrust, von der Armbrust zur Schrotbüchse, dann weiter zum Maschinegewehr bis sie schließlich bei der Wasserstoffbombe angelangte. Doch wie weit haben sich die Menschen dabei charakterlich entwickelt? Nicht besonders: Es sind immer noch die gleichen grünen Bengels, die da aufeinander ballern. Nur haben sie heute gefährlichere Waffen in der Hand.
Die Frage ist, was du eigentlich unter "Kultur" verstehst. Wenn dir das Kino nicht mehr reicht und dich die Konzerte nicht mehr befriedigen, mach einfach eine Pause von deiner "Kultur" und setze dich hin in Zazen: Hier wirst du endlich das finden, was du seit Ewigkeiten selbst im letzten Winkel noch erfolglos gesucht hattest.
Satori hat keinen Anfang, die Praxis nimmt kein Ende. Warte nicht darauf, dass dir jemand ein Trinkgeld dafür gibt. Praxis bedeutet, das Satori, das es schon von Anfang an gab, zu seinem vollen Ausdruck zu bringen. Deshalb gibt es kein Satori getrennt von der Praxis, und auch keine Praxis getrennt von Satori.


Der Teufel hat von dir Besitz ergriffen? Nimm ihm seine Beute wieder ab!


Hör auf zu quengeln. Leb in der Gegenwart, an diesem Tag, in diesem Moment. Was bleibt dir denn anderes übrig, als an diesem Ort dein Bestes zu tun?
All die ganzen Jahre bist du Einkaufen gegangen mit deinen Gefühlen, bist auf die Schnauze gefallen, warst eifersüchtig und hast mit Händen und Füßen um dich geschlagen. Jetzt setz dich einfach hier hin. Wie lange nur bist du herumgeirrt, bis du endlich an diesen Punkt gelangt bist? Nun ist das verzweifelte Suchen endlich vorbei: Hierin liegt der Frieden und die Gelassenheit, die uns von Zazen geschenkt werden.
Bei unserer Praxis ist es genauso wie beim Schilf-Jäten: Wenn du nicht ganz dabei bist, wirst du dir die Hand an den Gräsern schneiden. Wenn du dagegen das Schilfgras vollkommen geistesgegenwärtig bei der Wurzel packst, ist es nicht weiter schwierig. Je mehr ein Mensch von sich gibt, desto anständiger sieht er aus.
Ist es nicht seltsam, dass die Menschen immer mir ihrer Kraft sparen wollen? Jemandem wie mir, der über keine besonderen Talente verfügt und auch nicht besonders intelligent ist, dazu noch weder Geld noch Eltern hat, dem bleibt nichts, als alles von sich selbst zu geben. Insofern habe ich mit diesem Leben Glück gehabt. Denn welches Glück könnte größer sein als das, sich in Umständen zu befinden, die einen zwingen, alles von sich zu geben?



Quelle : Antaiji - Kloster des Friedens

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